Der litauische Cellist David Geringas ist bei den Europäischen Wochen kein Unbekannter: Er war Artist in Residence 2013 und hielt die Eröffnungs-Festrede zum Thema „Zwischen den Horizonten“. Am Sonntag gastierte er mit einem Solorezital in der Pfarrkirche St. Michael in Röhrnbach im Landkreis Freyung-Grafenau.
Lange Jahre als ebenso abstrakte wie vertrackte Etüden gemieden, gehören die in den 1950er Jahren von Pablo Casals wiederentdeckten Sechs Suiten für Violoncello Solo von Johann Sebastian Bach nun zu den meistgespielten Werken des Repertoires. Geringas interpretierte die Suiten I, III und V und setzte ihnen kontrastierende, einleitende Miniaturen zeitgenössischer Komponisten voran, darunter auch eine „Sandigloria“ betitelte Eigenkomposition. Ein interessantes, durchaus wirkungsvolles Spiel mit Gegensätzen.
Das Publikum war hingerissen, es gab begeisterten Stehapplaus und Bravorufe, und dann noch drei Zugaben. Geringas schloss mit Pablo Casals’ „Der Gesang der Vögel“ – ein ausdrucksstarkes, auf einem katalanischen Volkslied basierendes Stück voll spieltechnischem Raffinement, gleichzeitig eine Hommage an den großen Cellisten und wunderbarer Schlusspunkt eines beeindruckenden Konzerts.