Das Staunen war groß, als „der junge Cellist aus der UdSSR“ am 30. Mai 1976 im NDR-Studio an der Oberstrasse in Hamburg sein Probespiel absolviert hatte. „Der kann alles“, hieß es vom damaligen Solo-Cellisten Gerhard Stenzel, nachdem der 29-jährige David Geringas auf die Frage, „was möchten Sie uns spielen?“ ganz selbstverständlich die Gegenfrage „Was möchten Sie hören?“ gestellt hatte. Er hatte offenbar „alles drauf“ und brillierte mit Haydns D-Dur Konzert, dem Cello-Konzert von Dvořák und „Don Quixote“ von Richard Strauss. Der erste „Dienst“ folgte gleich einen Tag später, am 31. Mai.
David Geringas blieb vier Jahre Solo-Cellist. übernahm dann eine Professur an der Musikhochschule Lübeck und konzertierte fortan weltweit als gefeierter Solist. Zeitlebens setzt sich der in Vilnius geborene Geringas insbesondere für Komponisten aus dem Baltikum ein, vergab immer wieder Auftragswerke und präsentierte diese auf Bühnen in aller Welt.
Neben dem solistischen Spiel widmet sich David Geringas regelmäßig der Kammermusik. Mit seiner Frau, der Pianistin Tatjana Schatz, bildete er seit seinen Studienjahren in Moskau ein gefeiertes Duo. Bis in die jüngste Vergangenheit produziert Geringas Neu-Aufnahmen in verschiedenen kammermusikalischen Besetzungen. Preisgekrönt ist eines seiner Lieblingsprojekte, die Gesamtaufnahme der Cellokonzerte von Luigi Boccherini.
Mehr und mehr ist David Geringas als Dirigent tätig. Neben diversen Dirigaten mit internationalen Orchestern und Auftritten, bei denen er als Cellist wie Dirigent auftritt, arbeitet er heute auch mit dem Geringas Chamber Orchestra, einer verschworenen Gemeinschaft musikalischer Hochkaräter aus seinem Musiker-, Freundes- und Bekanntenkreis. In der Leitung dieses, seines Orchesters sieht der Jubilar heute eine seiner spannendsten Aufgaben.