Vor über vier Jahrzehnten hat Rodion Konstantinowitsch Schtschedrin, der russische Komponist mit dem für deutsche Zungen so riskanten Familiennamen, ein Orchesterstück geschrieben, das in ihm einen äußerst humorvollen Menschen vermuten ließ: Seine Frechen Scherze (auch „Ausgelassene Gassenhauer” oder „Naughty Limericks” geheißen) sind eine zwerchfellerschütternde Angelegenheit, bei der ich schon in die Auslegeware gebissen habe, als man den fröhlichen Lärm nur auf einer der auffallend schweren, prasselnden Melodia-Pressungen zu hören bekam.
Etwas von diesem Sinn für Witz und Satire ist auch in den 1997 entstandenen Drei heiteren Stücken für Klaviertrio zu spüren, die Schtschedrin hier selbst mit Dmitry Sitkovetsky an der Geige und David Geringas am Cello exekutiert – was freilich bei näherer Inspektion des Einführungstextes auch kein Wunder ist, da es sich, wie wir erfahren, durchweg um die Bearbeitung und Montage von Klavierstücken handelt, deren ältestes, die als Finale dienende Humoreske, heuer gerade seinen 50. Geburtstag hat feiern können. Aus dem Jahre 1981 stammen die ein wenig modern sich gebärdenden Gespräche sowie Wir wollen eine Rossini-Oper spielen, in der nach einer rezitativischen Einladung die welterschütternden Geheimnisse der „Rossini-Walze” erkundet werden.
Das sonnige Gemüt des heute Mittsiebzigers wirkt sich auch in dem Piano Terzetto von 1995 äußerst vorteilhaft aus: Nach einem Frühstück im Freien gerät die nachfolgende Parade alla russe zu einem recht drastischen Spaß, der durch die Gesangseinlagen der drei Spieler (hier am Klavier: Jascha Nemtsov) zweifelsfrei noch an subtiler Feingeistigkeit gewinnt. Demgegenüber geradezu befremdlich streng und karg hat Rodion Schtschedrin 1997 die Cellosonate angelegt, die er in der vorliegenden Aufnahme mit David Geringas vorträgt: Das mehr als halbstündige Stück, das dem spätesten Schostakowitsch zur Ehre gereicht hätte, wird im Zusammenhang des gesamten Programms als eine echte Bereicherung und ein wohltuender Kontrast empfunden, wobei ich nicht verhehle, daß der tiefe Ernst, den dieses Werk ausstrahlt, ein wenig „gewollt” vorkommt – als habe sich der Komponist vorgenommen, ein strenges, kantiges Stück zu schreiben. Dieser objektive Abstand spielt jedoch nie ins Ironische hinüber, sondern läßt nur auf wohltuende Weise das Mitleidsgewinsel vermissen, das einem bei dem einen oder andern zeitgenössischen Landsmann Schtschedrins begegnen kann. Er selbst ist offenbar eine wandlungsfähige Frohnatur, die verschiedenste Rollen spielen kann, und das macht auch den innersten Charme dieser Produktion aus.