Er zählt zu den bedeutendsten Cellisten der Gegenwart und feierte dieses Jahr seinen 70. Geburtstag: David Geringas, der im litauischen Vilnius geboren wurde, bei Mstislaw Rostropowitsch studierte und 1970 den Moskauer Tschaikowsky-Wettbewerb gewann. Zusammen mit seiner Frau, der Pianistin Tatjana Schatz – einer Schülerin des legendären Heinrich Neuhaus – übersiedelte Geringas 1976 nach Hamburg.
Der CD-Tipp zum Nachhören!
In den folgenden Jahrzehnten musizierte er als Solist und Kammermusiker mit berühmten Dirigenten und Orchestern in der ganzen Welt. Viele seiner Einspielungen wurden mit hochrangigen Schallplattenpreisen ausgezeichnet – darunter die Aufnahmen der Cellokonzerte von Luigi Boccherini oder der Werke für Cello und Klavier von Alfred Schnittke. Anlässlich seines 70. Geburtstages erschien unter dem Titel “Romantic Cello” eine Auswahl romantischer Werke für Cello und Klavier, die David Geringas mit seiner langjährigen Klavierpartnerin und Ehefrau Tatjana bereits 1993 aufgenommen hatte.
WARME KANTABILITÄT, FEDERNDE ELEGANZ
Farbenreich beleuchtet David Geringas auch vermeintlich unbedeutende Details im dritten Fantasiestück op. 73 von Robert Schumann. Sein Celloton bleibt dabei nicht nur lupenrein sondern bewegt sich gesanglich-sonor. Warme Kantabilität gepaart mit federnder Eleganz charakterisiert auch die von seiner Frau Tatjana einfühlsam begleitete Interpretation von Franz Schuberts “Sonate für Arpeggione”, D. 821. Dieses Werk komponierte Schubert eigentlich für den Anfang der 1820er Jahre neuartigen “Arpeggione”, ein sechssaitiges Streichinstrument, das in Quarten gestimmt ist. Heute wird es allerdings meist auf der Bratsche oder – wie hier – auf dem Violoncello interpretiert.
FEIN NUANCIERTER CELLOTON
David und Tatjana Geringas musizieren die romantische Cello-Musik mit hinreißender technischer Souveränität und musikalischer Intensität. Ihre Aufnahme von Werken Schuberts, Schumanns, Brahms‘ und Strauss‘ offenbart die über 40 Jahre gewachsene, schon während der gemeinsamen Studienzeit am Moskauer Konservatorium begonnene Duopartnerschaft. Das perfekte Zusammenspiel der beiden zeigt sich auch in der frühen Romanze in F-Dur für Cello und Klavier von Richard Strauss, die der Neunzehnjährige für seinen Onkel Anton Ritter von Knözinger, einen talentierter Cello-Amateur komponierte. David Geringas’ Interpretation dieses berückend zarten und melodieseligen Frühwerks lässt seine Verwurzelung in der russischen Schule deutlich werden. Unüberhörbar ist das ästhetische Ideal eines klangschönen und zugleich fein nuancierten Cellotons. Fazit: Die CD ist ein hörenswertes Dokument der ganz eigenen Cello-Kunst des David Geringas und seiner geradezu symbiotischen Duopartnerschaft mit Ehefrau Tatjana.