Arpeggione-Sonate D 821 bearbeitet für Violoncello, Holzbläserquintett und Kontrabass / Bilder einer Ausstellung bearbeitet für Holzbläserquintett
Puristen und solche, die von vorn herein gegen Bearbeitungen und Arrangements sind, welcher Art auch immer, werden hier eines Besseren belehrt. Besonders bei der zart und zerbrechlich wirkenden, aber meisterhaft für Bläserquintett gesetzten Arpeggione-Sonate hätte wohl auch Schubert seine Freude gehabt. Ursprünglich hatte der Komponist im November 1824 den Auftrag erhalten, für die von dem Wiener Instrumentenbauer Johann Georg Staufer erfundene Arpeggione oder auch Bogen-Guitarre eine Sonate mit Begleitung des Pianoforte zu schreiben. Dabei handelt es sich um eine Art Zwitterinstrument zwischen einer Gitarre und einem Violoncello. Auf dessen etwas kleiner mensuriertem Corpus waren sechs Darmsaiten in Gitarrenstimmung aufgezogen. Leider existiert von diesem Instrument keines mehr, auf welchem ausgedehnte Arpeggien verschiedenster Art möglich waren. Um dieses einzigartige Meisterwerk trotzdem spielen zu können, werden für den Solopart in erster Linie das Violoncello oder auch die Bratsche verwendet. Jedoch fehlt es dem ersteren an technisch einwandfreier Höhe, letzterem an Tiefe. Die sehr subtile und kenntnisreiche Instrumentation mit Violoncello, Kontrabass und Holzbläserquintett von Heribert Breuer überwindet jedoch diese Schwierigkeiten: ein echter Gewinn unter den in den vergangenen Jahren erschienenen und überwiegend wenig überzeugenden Bearbeitungen. Ebenso einfühlsam wie die Bläser spielt David Geringas den Solopart mit viel Wärme und zartem Schmelz. Ein wenig anders verhält es sich bei der Instrumentation von Modest Mussorgskijs Bilder einer Ausstellung. Aus kaum einem Werk entsprangen mehr geniale, aber auch platte und indiskutable Bearbeitungen. Kaum einer kann sich der Orchestrierung Maurice Ravels aus dem Jahr 1922 entziehen, doch war er beileibe nicht der erste. Bereits 1891 hatte der hierzulande unbekannte Komponist Michail Tuschmalow sich an der 1874 entstandenen Klavierkomposition Mussorgskijs versucht. Bei der hier vorliegenden Aufnahme mit dem hervorragend agierenden Bläserquintett der Staatskapelle Berlin vermisst man allerdings das fein gesponnene Instrumentarium und dessen Klangfülle. Nicht umsonst schmuggelt sich am Tor von Kiew noch ein Schlagzeug ein. Dagegen erinnern manche Bilder wie die Tuillerien oder das Ballett der Küken alternativlos wiederum fast zu sehr an den französischen Komponisten. Der Grund für die markanten Unterschiede zwischen Schubert und Mussorgskij sind eigentlich schnell eruiert. Schubert schrieb ein intimes Kammermusikwerk, das durch eine gute kammermusikalische Instrumentation immanent auf einer Ebene bleibt und dabei gewinnen kann. Mussorgskijs Werk dagegen ist mit seiner Vollgriffigkeit auf dem Klavier auf zum Teil breite und in die Tiefe gehende Klangfülle, wärmendes Blech sowie leuchtende Farben angewiesen, eine Forderung, welcher ein Bläserquintett kaum nachzukommen in der Lage ist.